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ChatGPT

KI im Klassenzimmer

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Liebe Leser*innen, vermutlich wurden Sie im November des vergangenen Jahres vom Release von ChatGPT überrascht. Seitdem strömen täglich Dutzende von KI-basierten Anwendungen ins Netz. Es ist fast unmöglich, den Überblick zu behalten. Sehr viel ist seither über ChatGPT und KI im Allgemeinen geschrieben worden ...

 Schlagzeilen wie: ChatGPT wird die Bildung revolutionieren und auch Verbote, Einschränkungen oder Restriktionen im schulischen Bereich wurden gefordert. Aus unserer Sicht sind Verbote allerdings nicht umsetzbar, da die Schüler*innen immer Wege finden, das „Verbotene“ für ihre Vorteile zu nutzen. Wir sind der Überzeugung, dass es einen gemeinsamen Dialog von Lehrenden, Lernenden, Institutionen und Gesellschaft braucht, um die positiven Potentiale, die der Einsatz von KI mit sich bringen kann, kritisch zu reflektieren und zu nutzen. Aus diesem Grund wollen wir uns heute mit zwei spezifischen Anwendungen beschäftigen, die sich sehr gut für den Deutschunterricht auch im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung mit der Klassenlektüre eignen. 

 

1. ChatGPT
Anwendungen mit künstlicher Intelligenz gab es bereits vor ChatGPT. Aber erst dieser Chatbot hat den Hype und die rasante Entwicklung neuer Tools gesellschaftsfähig und möglich gemacht. Mit dem Sprachbot können Sie zu den unterschiedlichsten Themen interagieren. Aber Vorsicht! Da es sich vereinfacht ausgedrückt um eine Silbenwürfelmaschine (Wahrscheinlichkeitsberechnung, welches Wort als nächstes kommt) handelt, darf wie so oft nicht alles, was als Ergebnis herauskommt, für bare Münze genommen werden und muss im Zweifelsfall gegengecheckt werden (Informationskompetenz).

 

2. ChatPDF
ChatPDF ermöglicht die Interaktion mit einer bereitgestellten PDF-Datei. Das heißt, Sie können explizite Fragen zu Ihrem zur Verfügung gestellten PDF stellen. Mittlerweile auch in die verschiedensten Chatbots als direkte Funktion integriert.

 

Einsatzmöglichkeiten der beiden Anwendungen im Zusammenhang mit Klassenlektüren

  • Zusammenfassungen erstellen (über das ganze Buch, einzelne Kapitel oder Schlüsselstellen)
  • Charakteranalysen
  • Interview als Autor*in mit ChatGPT
  • Themen, Symbole, Kernaussagen oder Motive herausfiltern
  • Bücher vergleichen
  • Stil, Struktur, Perspektive oder die Bedeutung des Textes kritisch analysieren
  • historischen Kontext herausfiltern
  • Vokabelhilfe: Bedeutungen oder Synonyme vorschlagen
  • Abschnitte eines Buches diskutieren
  • Strukturvorschlag für einen Vortrag oder Präsentation einholen
  • Informationen über die Autor*in oder die Zeit, in der das Buch geschrieben wurde, erfahren
  • Quiz und Tests über Literatur erstellen
  • Buchempfehlungen erhalten

 

Prompting

„Prompting“ bedeutet, dem Chatbot spezielle Anweisungen oder Fragen zu geben, damit er versteht, was Sie von ihm möchten. Es ist so, als würden Sie dem Chatbot genau sagen, worüber Sie sprechen wollen oder welche Art von Antwort Sie erwarten. Dadurch kann der Chatbot besser helfen oder genauere Informationen geben. Je genauer ein Prompt oder eine Anweisung formuliert wird, desto besser werden Ihre Ergebnisse sein. Versuchen Sie sich an das untenstehende Schema zu halten:

 

Aufgabe (obligatorisch)Erstelle …, Fasse zusammen …, Entwickle …, Analysiere …, Übersetze …, Schreibe …, Philosophiere … usw.
Außerdem fällt es dem ChatBot leichter, wenn ihm ein zu erreichendes Ziel vermittelt wird. Somit „verliert“ er sich weniger in endlosen Antwortmöglichkeiten.
Inhalt (wichtig)Um was für ein Thema oder Inhalt handelt es sich?
Beispiele (nice to have)Der Einbezug von Beispielen kann die Qualität der Antworten massiv erhöhen. Halte dich an Schema XY oder formuliere dies anhand des Beispiels XY.
Person und Verhalten (nice to have)Verhalte dich wie …
Format (nice to have)Tabelle, PDF, Gedicht, Präsentation, Markiere deine Änderungen Fett etc.
Ton (nice to have)Definition der Sprache: optimistisch, motiviert, klare Sprache, pessimistisch, formale Sprache, einfache Sprache etc.

 

Beispiel-Prompt:

Ich will mit dir ein Interview führen, du schlüpfst dabei in die Rolle von Friedrich Dürrenmatt und beantwortest mir im Stile eines Schriftstellers meine Fragen zu „Die Physiker“. Fasse den Nachfolgenden Text in einfacher Sprache zusammen und erstelle eine Tabelle mit den darin enthaltenen Kernaussagen. Ihre eigenen Prompts oder die Ihrer Schüler*innen werden im Laufe der Zeit automatisch besser werden. Probieren Sie aus, lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf!

 

Fazit

Wir sind der Überzeugung, dass die generelle Einstellung von Lehrenden gegenüber dem Einsatz von Chatbots und KI-Technologien im Bildungsbereich von Offenheit und konstruktiver Neugier geprägt sein sollte. Es ist unbestritten, dass noch viele Fragen zur praktischen Umsetzung, zu ethischen Richtlinien und zur pädagogischen Wirksamkeit von KI im Klassenzimmer unbeantwortet sind. Dennoch überwiegen aus unserer Sicht die positiven Aspekte, wie die Individualisierung des Lernens, die Unterstützung bei administrativen Aufgaben und die Anregung interaktiver Lernerfahrungen. Sie sollten daher die sich bietenden Möglichkeiten als Chance begreifen, sich weiterzubilden, sich von innovativen Anwendungen inspirieren zu lassen und so das immense Potenzial von KI für eine zukunftsorientierte Bildung zu erschließen. Indem Sie sich mit dieser Technologie auseinandersetzen, können Sie nicht nur Ihren Unterricht bereichern, sondern auch ihre Lernenden auf eine noch stärker digitalisierte Welt vorbereiten.

 

Tipps für weitere KI-Anwendungen

https://perplexity.ai/ 

Perplexity.ai ist eine interaktive Plattform, welche künstliche Intelligenz nutzt, um Fragen von Nutzer*innen zu verstehen und darauf basierend präzise Antworten und Informationen zu liefern, ähnlich einem Dialog mit einer intelligenten Suchmaschine. Der Vorteil darin besteht, dass Perplexity.ai die Quellen auflistet, auf welche sich die Suche bezieht.

https://huggingface.co/spaces/stabilityai/stable-diffusion 

Stable Diffusion ist eine Bild-KI, welche in der Lage ist, hochwertige Bilder basierend auf den Eingaben und Anweisungen der Nutzer*innen zu kreieren.

Sabrina Schönbächler

Sabrina Schönbächler

ist pädagogische Fachberaterin bei Kinder in Wien (KIWI). Sie hat ein Studium der Angewandten Psychologie und sich in den Bereichen der frühen sprachlichen Förderung, Bildung und Deutsch als Zweitsprache spezialisiert. Sie Lehrt an der pädagogischen Hochschule Wien in unterschiedlichen Kontexten zum Thema Lesen, Hören und Spiel.

Erich Schönbächler

Erich Schönbächler

ist Lehrender und Mitarbeiter am Kompetenzzentrum MINT und Digitalität (K:MID) der pädagogischen Hochschule Wien. Er beschäftigt sich mit der digitalen Grund-, und Medienbildung von der Elementarbildung bis zur Erwachsenenbildung.