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Leseflüssigkeit

Leseflüssigkeit im Unterricht fördern

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Leseflüssigkeit lässt sich im Unterricht vor allem über die nachweislich effektiven Lautleseverfahren wie Lautleseprojekte, Lesetheater oder Buddy Reading fördern, wobei verschiedene Varianten umgesetzt werden können.

Lautlesetandems

Bei dieser Methode werden die Prinzipien des wiederholten und begleiteten Lautlesens kombiniert. Ein*e schwächere*r Leser*in („Lese-Sportler“) liest zusammen mit einem flüssigeren Mitschüler oder einer flüssigeren Mitschülerin („Lese-Trainer“) in der Übungssituation (mindestens drei Mal pro Woche für 15–20 Minuten) einen kurzen Textabschnitt wiederholt „im Chor“ vor. Beide sitzen nebeneinander, schauen in das gleiche Übungsmaterial und beginnen auf ein Zeichen hin mit dem gemeinsamen Lautlesen. Der Trainer führt dabei anfangs die Zeile mit dem Finger mit. Macht der Sportler einen Fehler, zeigt der Trainer auf das falsch gelesene Wort, liefert die korrekte Aussprache, die der Sportler wiederholt. Beide fangen erneut am Satzanfang an. Auf diese Weise wird der kurze jeweils vorliegende Abschnitt wiederholt (fünf bis sechs Mal) gelesen. Fühlt sich der Sportler nach einigen Durchgängen sicherer, gibt er dem Trainer ein verabredetes Zeichen und liest alleine weiter, wobei der Trainer das Vorlesen weiter verfolgt. Macht der Sportler wieder einen Fehler, greift erneut die Verbesserungsroutine und das gemeinsame Lautlesen setzt wieder ein. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass beide Schüler*innen gezielt an der Verbesserung der Leseflüssigkeit arbeiten (für eine detaillierte Beschreibung der Methode siehe Rosebrock et al. 2021, S. 97 ff.) 

 

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Lesetheater

Beim Lesetheater werden kurze literarische Texte der Kinder- und Jugendliteratur in einfache Lesescripts umgewandelt, in denen Figuren- und Erzählerrede fortlaufend in direkter Rede wiedergegeben werden. Je nach Leistungsstand der Klasse werden die Scrips entweder im Vorfeld von der Lehrkraft angefertigt oder von den Schüler*innen selbst erstellt. Die Lernenden üben mit diesen Scripts in Gruppenarbeit, eine Figur durch ausdrucksstarkes Vorlesen zum Leben zu erwecken, wobei sie den Text in der Übungssituation wiederholt lesen. Darüber hinaus erhalten sie Feedback zum Lesen von ihrem Gruppenmitgliedern und müssen sich mit den anderen Sprecher*innen abstimmen, um so eine Gesamtdeutung des Textes zu realisieren. Auch bei dieser Methode (siehe zum genauen Ablauf: Nix 2006) wird also eine Kombination von wiederholtem und begleitetem Lautlesen realisiert. 

 

Lautleseprojekte

Die Prinzipien des wiederholten und begleitenden Lautlesens lassen sich auch nutzen, um kreative Projekte mit der Klasse durchzuführen. Beispielsweise kann gemeinsam ein Hörbuch oder eine Hörbuchanthologie erstellt werden, wobei die Lernenden für die einzelnen Beiträge mit dem Lautlesen üben. Auch ist es denkbar, Podcasts zu verschiedenen Themen aufzunehmen. 

 

Buddy-Reading

Bei dieser Variante üben ältere Schüler*innen mit jüngeren Klassen das laute Lesen ein oder Lernende aus einer Jahrgangsstufe stellen sich gegenseitig Lautleseprojekte vor. 

 

Literatur

Nix, Daniel (2006): Das Lesetheater. Integrative Leseförderung durch das szenische Vorlesen literarischer Texte. In: Praxis Deutsch, 199, S. 23-29. 

Rosebrock, Cornelia; Nix, Daniel; Rieckmann, Carola; Gold, Andreas (2021): Leseflüssigkeit fördern. Lauleseverfahren für die Primar- und Sekundarstufe. Seelze: Klett Kallmayer. 

 

Daniel Nix

Daniel Nix

ist Studiendirektor am Ulrich-von-Hutten-Gymnasium in Schlüchtern. Er unterrichtet die Fächer Deutsch und Politik, ist in der Schulleitung tätig und engagiert sich bundesweit in der Lehrerfortbildung in den Bereichen Leseförderung und Literaturdidaktik.

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