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Kolumne

Organisation: Kann ich – oder?

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PRIM, SEK 1

Ich fühle mich wie ein Bär, der aus dem Winterschlaf erwacht. Ich kann euch nicht sagen, wie schön es in meiner Höhle war. Jetzt heißt es wieder: Tagwache 6 Uhr. Ich bin nicht nur Lehrerin, ich bin zweifache Schulkindmama, und fürchte mich schon vor der Challenge, die Rabauken täglich aus ihren Kuschelbetten zu hieven und ihre Motoren anzustarten.

Das Dumme ist nur: Ich bin ja selbst eine Langschläferin. Kennt ihr diese Supereltern? Die in der Früh schon ausschauen wie aus dem Ei gepellt. Die um 5 Uhr aus den Federn hüpfen, eine kleine Runde laufen, sich einen gesunden Smoothie reinschütten und immer happy sind? Also ich bin die nicht. Ich bin eher eine Darstellerin aus „Bad Mums“. Falls jemand den Film nicht kennt: Darin geht es um drei Mütter, die sich im Supermarkt die Kante geben und dann im Einkaufswagerl eine Runde drehen. Okay, ganz so schlimm bin ich ja auch wieder nicht. Aber es geht mir oft nicht so gut, wenn ich mir diese Hero-Eltern anschaue, wo nix schiefläuft. Wo man sich manchmal ausweint, weil nix läuft und als Antwort bekommt: „Also bei uns ist das nicht so. Da ist alles super.“ *würg* Oder: „Franziska ist so gut in der Schule, die lernt jeden Tag in der Früh ein Gedicht nur zum Spaß.“ Ah echt? Wow. *würg, würg*

Bis ich in der Klasse sitze, hatte ich schon 3000 Hopplas, einen mittelschweren Haushaltsunfall, an den Füßen zwei verschiedene Socken und eventuell vergesse ich auch noch eines meiner beiden Kinder in die Schule zu bringen. Wie man das merkt? Es sitzt immer noch auf der Auto-Rückbank, wenn man bereits aussteigt und zu arbeiten anfangen möchte. Ja, das sind sie. Diese Tage. Eigentlich keine Tage: Das ist Alltag bei mir. 

Trotzdem kann man sagen, dass ich Organisation liebe. Aber in gewisser Weise ist meine Organisation für „Normalos“ nicht nachvollziehbar. Meistens habe ich drei verschiedene Projekte im Kopf, fange bei A an und bin plötzlich bei Z. Zwischenzeitlich räume ich den Geschirrspüler aus, füttere den Hund und auf einmal bin ich im Keller, um die Waschmaschine auszuräumen. Wohlgemerkt, der Geschirrspüler steht zeitgleich offen und halbleer in der Küche. Und wenn ich nach zwei Stunden dort wieder auftauche, merke ich, dass ich echt ein Hirn wie ein Nudelsieb habe. Aber trotzdem, am Ende des Tages ist alles wieder an seinem Platz. 

Ich müsste auch lügen, wenn ich sagen würde, dass ich schulisch top organisiert bin. Nope. Ich handle das ähnlich und es funktioniert. Das Gute daran ist, dass man flexibler ist und auch spontan handeln kann. Was im Schulalltag auf jeden Fall ein megagroßes Plus ist. Denn hier läuft bekanntlich nur der Stundenplan nach Plan. Und es tauchen halt auch da immer wieder Probleme auf, die es zu lösen gilt. Und darin bin ich Europameister. Sollte sich Österreich entscheiden, an der Problemlöser-EM teilzunehmen (Wer braucht schon Fußball?), dann bin ich die erste am Platz.

Aber zurück in die Schule. Wenn man neun Wochen frei hat, dann ist man echt ein verwöhnter Fratz. Und jetzt wieder in die Gänge zu kommen, ist wie Skifahren nach zehn Jahren. Man glaubt, dass man alles vergessen hat und fürchtet sich zu Tode. Aber dann steigt man in die Bindung und düst einfach so den Hang hinunter. Und genauso muss man sich das Leben als Lehrer*in vorstellen: Man denkt, man kriegt nix mehr auf die Reihe – Gerüchten zufolge soll es auch top organisiertes Lehrpersonal mit dem Hang zu Perfektion geben –, aber dann geht man in die Schule und hat voll den „Flow“. Ich surfe auf einer Welle und auch, wenn man glaubt, sie bricht: No way. Ich krieg immer die Kurve und surfe hinein in den Schulalltag. 

Und ihr könnt mir glauben: Ich habe die Kids alle vermisst und bin schon gespannt auf alle Ferienerlebnisse und wie sie sich verändert haben. Und genau das ist Schule. Man kann’s nicht planen, aber doch. Irgendwie hat jeder einen oder keinen Plan. Im Endeffekt läuft der Laden, und zwar wie am Schnürchen. Also: keine Sorge, liebe Lehrer*innen. Organisation ist alles und nichts. Und wenn es läuft, dann läuft es. Und in diesem Sinne wünsche ich allen Menschen im Schulbereich ein großartiges neues Schuljahr. Macht Fehler. Lernt daraus. Und vor allem eins: Habt Spaß! 

Sonja Krätschmer

Sonja Krätschmer

Die gebürtige Steierin ist Zweifachmama und war viele Jahren Redakteurin bei der Kleinen Zeitung. Sie folgte nach der Karenz ihrem Hobby und wurde Bibliothekarin. Seit Kurzem ist die Quereinsteigerin in der Mittelschule Spielberg u. a. als Deutschlehrerin tätig.

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