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Lesediagnostik

Was ist die LERCHE Lesediagnose?

mic Interview
PRIM, SEK 1

Können Sie unseren Leser*innen erklären, was die LERCHE Lesediagnose ist und welche Ideen sich dahinter verbergen?

Die LERCHE Lesediagnose ist ein digitaler Leseverstehenstest, den JUNGÖSTERREICH in Kooperation mit der Universität Regensburg entwickelt. Lehrpersonen können mit dem Tool – einzeln oder im Klassenverband – an jedem Endgerät (Tablet, PC) das Leseverstehen ihrer Kinder überprüfen.

Da es zwei Parallelversionen gibt, können sie die LERCHE Lesediagnose ferner nutzen, um die Effektivität ihres Leseunterrichts selbst zu überprüfen und den Kindern Fortschritte zurückzumelden.

Jede Testversion besteht aus einem altersangemessenen fiktionalen, narrativen Text, zu dem die Kinder Fragen beantworten. Dabei steigt die sprachliche Komplexität des Textes über seine Abschnitte hinweg an. Zu jedem Abschnitt werden den Kindern außerdem mehrere kurze Multiple-Choice-Aufgaben gestellt, die sie bearbeiten müssen. Die Aufgaben orientieren sich an den Niveaustufen von PIRLS und decken dadurch verschiedene Verstehensniveaus ab: Es gibt sowohl Fragen, die lediglich auf Einzelinformationen abzielen, als auch Fragen, die das Reflektieren und Bewerten erfordern. Dadurch ist der Test weder für die schwächeren Schüler*innen frustrierend noch für die stärkeren Leser*innen langweilig. Aktuell entwickeln wir außerdem ein adaptives Testverfahren mittels Machine Learning, das heißt, das System lernt selbstständig durch Erfahrung und wählt die optimalen Aufgaben für ein Kind aus. Dadurch soll die Testung für Lehrpersonen noch schneller und flexibler werden. Die Schüler*innen bekommen außerdem nur die Aufgaben präsentiert, die sie schon bewältigen können, die herausfordernd, aber nicht überfordernd für sie sind. Dadurch ist der Test auch weniger frustrierend als andere Tests, jedoch genauso differenziert.

 

Welches Ziel verfolgt die LERCHE Lesediagnose?

Aus der Forschung weiß man, dass die Diagnose der Stärken und Schwächen von Schüler*innen eine Voraussetzung dafür ist, qualitätsvollen Unterricht planen zu können, in dem möglichst alle Kinder Fortschritte machen. Die Durchführung und Auswertung eines standardisierten Leseverstehenstests für die ganze Klasse ist in der Regel aber aufwendig und teuer. Die LERCHE Lesediagnose soll den Lehrer*innen deshalb eine einfache computergestützte Alternative bieten, die alle Vorteile eines standardisierten Tests aufweist. Dadurch reduziert sich für die Lehrpersonen der Aufwand, sie erhalten aber dennoch eine differenzierte Auskunft über die Stärken beziehungsweise Schwächen der Kinder. Davon ausgehend können dann zielgerichtet Fördermaßnahmen geplant werden.

 

Warum sollen die Lehrer*innen dieses Diagnosetool verwenden?

Gerade im Deutschunterricht fällt es vielen Schüler*innen schwer, Lernfortschritte wahrzunehmen. Sie erkennen oft nicht, wenn sie zum Beispiel beim Lesen besser werden. Dadurch sinkt der Anreiz zu trainieren. Tests wie die LERCHE Lesediagnose helfen deshalb nicht nur den Lehrkräften dabei, wertvolle Informationen über das Lernen ihrer Kinder zu sammeln, sondern können auch beim Lernen motivieren, indem sie Erfolge sichtbar machen. Wird etwa vor und nach einer Lesesequenz getestet, kann den Kindern am Ende zurückgemeldet werden, wie erfolgreich sie während des Unterrichts gearbeitet haben. In der LERCHE Lesediagnose werden die Ergebnisse automatisch ausgewertet und für die Lehrkraft anschaulich aufbereitet, sodass sie beispielsweise als Grundlage für Lernentwicklungsgespräche dienen können.

 

Mit welchem zeitlichen Aufwand muss ich rechnen? Steht der Aufwand im Verhältnis zum Nutzen des Tools?

Das Leseverstehen von Schüler*innen zu erheben, geht kaum unkomplizierter: Mehr als die Zeit für die Durchführung (nicht ganz eine Schulstunde pro Testung) braucht es nicht. Da der Test die Schüler*innen weitgehend durch die Testung führt, muss keine lange Einführung seitens der Lehrperson erfolgen. Lediglich technisch werden einzelne Kinder Unterstützung benötigen, etwa wenn sie noch nie mit einem Tablet gearbeitet haben oder mit dem Computer Probleme haben. Da in der LERCHE Lesediagnose verschiedene Parallelversionen des Tests vorliegen und der Aufwand gering ist, können mehrere Testungen problemlos über das Schuljahr hinweg durchgeführt werden. Auf diese Weise erhält die Lehrkraft einen aktuellen Überblick, wie sich ein Kind beziehungsweise die Klasse entwickelt, und kann gezielte Fördermaßnahmen in die Wege leiten oder variieren.

 

Vielen Dank für das Interview.

 

https://www.jungoesterreich.at/service/lesediagnose/start

Johannes Wild

Johannes Wild

ist Akademischer Rat am Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur der Universität Regensburg. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Lese- und Schreibdidaktik.

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