Bildquelle: Teachers for Future Österreich
Die Lehrkraft in der Klimakrise
Teachers for Future verstehen sich als eine Lehrer*innenbewegung für eine klimagerechte Zukunft. Sie kämpfen für die Einhaltung der Pariser Klimaziele und unterstützen die Lehrkräfte dabei, sich für den Klimaschutz einzusetzen. LESEN hat Reinhard Klauser, der in der Mobilitäts-Arbeitsgruppe in Wien aktiv ist, zum Interview gebeten.
1. Lieber Herr Klauser, können Sie uns bitte ein bisschen über sich erzählen. Wie sind Sie zu Teachers for Future Österreich gekommen und was ist Ihre Motivation für Ihren Einsatz?
Ich beschäftige mich schon sehr lange – bereits seit meiner eigenen Schulzeit – intensiv mit Umweltthemen. Am Ende meines Studiums wählte ich beispielsweise Umweltphysik als Thema meiner Diplomprüfung. Übrigens waren bereits damals die Dinge, die uns heute beschäftigen, bekannt, Stichwort Rückkopplungsschleifen oder die Notwendigkeit der drastischen Verringerung der Emissionen.
Als sich dann die Fridays for Future formierten, wurden relativ rasch die Teachers for Future als Teilorganisation gegründet. Wir möchten uns als ein zusätzlicher Motor in dieser Bewegung einbringen mit dem großen Ziel, die CO2-Emissionen schnellstmöglich zu verringern beziehungsweise das Netto-Null-Ziel zu erreichen. Dazu ist eine politische Einflussnahme und vor allem politisches Handeln notwendig. Das ist etwas, an was wir als Lehrkräfte normalerweise nicht gewöhnt sind, da wir zwar häufig Meinungsäußerung und Diskussionen initiieren, aber bei konkreten politischen Aktivitäten zurückhaltend sind.
Das Engagement und der Austausch mit Gleichgesinnten macht mir Spaß und auch durch kleine Schritte erfahren wir Selbstwirksamkeit. Diesen Rat möchte ich auch allen Schüler*innen weitergeben, nämlich nicht aufzugeben und auch kleine Erfolge als solche wahrzunehmen. Geschieht dies nicht, tritt ein Backlash ein, und die Kinder und Jugendlichen entfernen sich wieder mehr vom Thema. In Kindern und Jugendlichen gibt es den starken Wunsch, die Welt vor der prognostizierten Klimakatastrophe zu retten. Der Anspruch ist häufig, alle Probleme möglichst schnell aus dem Weg zu räumen. Die Wahrheit aber ist, dass die Umweltproblematik und der Klimawandel sehr komplexe Themen sind, die wir nicht allein lösen können. Kinder und Jugendliche sollten nicht zu viel Verantwortung dafür auf sich nehmen, denn in Wahrheit sind sie am allerwenigsten verantwortlich.
2. Wie sehen Sie die Erfolge von Teachers for Future? Was konnte konkret bereits erreicht werden?
Unsere Erfolge beziehen sich einerseits darauf, im Regionalen kleine Dinge umzubauen. Hier wird häufig ein Prozess initiiert, dessen Früchte wir nicht oder erst zu späteren Zeitpunkten ernten können. Diese Langsamkeit beinhaltet ein bestimmtes Frustrationspotential. Daher ist es wichtig, dass wir uns kleine Ziele setzen, die auch realistisch erreicht werden können.
Konkret haben Teachers for Future in Wien und Vorarlberg erreicht, dass von den Bildungsdirektionen ein Klimabeauftragten-Netzwerk aufgebaut und strukturelle Unterstützung bei den weltweiten Klimastreiks geleistet wurde. Teachers for Future nimmt also Einfluss auf Entscheidungsträger*innen. Aktuell stellen wir etwa in einem offenen Brief an das Bildungsministerium folgende drei Forderungen:
- Die verpflichtende Ernennung eines Klimabeauftragten je Schule. Diese Tätigkeit sollte auch vergütet werden. Denn unserer Erfahrung nach passiert dort, wo es keinen Verantwortlichen gibt, weniger.
- Ökologisierung des Schulalltags sowie die Umsetzung einer klimagerechten Bildung sowie die Festsetzung eines verpflichtenden Schulentwicklungsthemas mit BNE-Bezug
- Die Durchführung einer verpflichtenden Schulkonferenz mit BNE-Themen je Schule und Schuljahr
Diese drei Punkte sind niederschwellig und wären grundsätzlich schnell umsetzbar. Doch die Mühlen der Politik mahlen langsam. Und wir alle wissen, wir haben wenig Zeit und brauchen rasch Maßnahmen, die noch in diesem Jahrzehnt greifen.
3. In welcher Form kommt BNE in den neuen Lehrplänen im Primar- und Sekundarbereich vor? Sind Sie mit den Formulierungen in den Plänen zufrieden?
Als Leitfaden in den neuen Lehrplänen steht aktives Handeln im Mittelpunkt. Ökologische Herausforderungen zu begegnen ist ein Unterrichtsprinzip. Früher mussten diese in allen Fächern behandeln werden, standen aber an keiner Stelle konkret festgeschrieben, was die Gefahr mit sich brachte, dass sich niemand richtig dafür verantwortlich fühlte. Nun gibt es in den neuen Lehrplänen der Sekundarstufe, im Primarbereich ist es ganz ähnlich, eine Übersicht, wo welche fachübergreifenden Themen behandelt werden sollen. Man hat sich auch stufenübergreifend mehr Gedanken zur Verwirklichung von BNE-Themen gemacht. Die Formulierung ist sehr eingängig: BNE wurde als allgemeines Anliegen und Leitidee für die ganze Schule eine Sonderstellung unter den übergreifenden Themen eingereiht. BNE ist auch verzahnt mit vielen anderen Bereichen wie zum Beispiel der Verkehrs- und Mobilitätsbildung.
Auch sollen die Lehrpersonen eine umweltbewusste Werthaltung einnehmen. Die Betonung des aktiven Handelns besonders im regionalen Umfeld wurde verstärkt hervorgehoben. Kleinere Erfolge sehen wir Teachers for Future bereits umgesetzt, wie etwa das verstärkte Engagement einzelner Schulen, nur noch terrane Klassenreisen anzubieten und auf Flugreisen gänzlich zu verzichten.
Teachers for Future Österreich
Die „Teachers for Future“ verstehen sich als Lehrer*innen-Bewegung für eine klimagerechte Zukunft. Gemeinsam mit Schüler*innen und der Bewegung „Fridays For Future“ kämpfen sie für die Einhaltung der Pariser Klimaziele. Sie unterstützen Lehrende aller Schulformen und Altersstufen dabei, sich für den Klimaschutz einzusetzen.