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Herkunftssprachen in den Deutschunterricht einbeziehen – aber wie?
Herkunftssprachen lassen sich spannend in den Unterricht einbauen. Wie das geht, zeigt Julia Festmann in den folgenden Unterrichtstipps. Tauchen Sie in die Mehrsprachigkeit Ihrer Klasse ein und nutzen Sie sinnvoll das sprachliche und thematische Wissen Ihrer Schüler*innen.
Eintauchen in die Mehrsprachigkeit der Klasse
Hierfür erhalten die Schüler*innen je drei Post-its, auf die sie gebeten werden, drei Wörter in einer anderen Sprache als Deutsch aufzuschreiben. Das kann ihre Erstsprache oder eine andere Sprache sein. Die Wörter werden nacheinander auf ein großes gemeinsames Plakat geklebt – dabei werden sie vorgelesen und nach Möglichkeit für alle erklärt. Durch diese Übung erleben die Kinder, wie reich ihr Sprachwortschatz ist. Sie kennen viele Wörter in anderen Sprachen und sind stolz darauf. Sie sehen, wie wertvoll es ist, dass sie eine andere Sprache können.
Um diese Aktion zu der Wahrnehmung von sprachlichem Reichtum in der Klasse zu führen und die Gemeinschaft der Kinder zu stärken, werden Vergleiche zwischen den Wörtern angeleitet. Es ist dafür besonders sinnvoll, die Wörter bei der sukzessiven Vorstellung thematisch geordnet auf das Plakat zu kleben. Manchmal entstehen Vergleiche ganz automatisch durch Beobachtungen der Kinder. Sonst können die Schüler*innen dazu angeregt werden, einzelne thematische Bereiche zu fokussieren und zu überlegen, was ihnen auffällt, was ähnlich ist usw. Darüber hinaus können Kinder weitere Wunschwörter nennen, also Wörter auf Deutsch, deren Übersetzung in eine andere Sprache sie gerne kennen würden. Auch hierdurch erleben die Lernenden, wie wertvoll Mehrsprachigkeit ist, sie erleben, wie man zwischen den Sprachen hin- und herwechseln und übersetzen kann.
Wenn kein Kind der Klasse das Wort in die gewünschte Sprache übersetzen kann (denn die Sprachkompetenzen können noch nicht perfekt sein), dient eine Übersetzungsapp als Hilfe. Das Gemeinschaftsgefühl verstärkt sich, wenn die Schüler*innen die Wörter in den anderen Sprachen üben – sie stoßen dabei manchmal an die Grenzen dessen, was sie gewohnt sind auszusprechen. Manche Lautkombinationen sind für das Deutsche nicht typisch – hier hilft nur üben und immer wieder genau hinhören. Schön ist, wenn die Lernenden diese Wörter immer wieder wiederholen können.
Sprachliches und kulturelles Wissen thematisch nutzen
Im Deutschunterricht (ebenso wie in anderen Unterrichtsfächern) können Mehrsprachigkeit und das damit verknüpfte Wissen der Kinder gut für den Unterricht und das gemeinsame Lernen genutzt werden. Geht es beispielsweise um Farben (wie bei der Besprechung des Kinderbuchs „Der Streik der Farben“ von Drew Daywalt), können die Farbadjektive in allen Sprachen der Klasse nach und nach im Verlauf der Geschichte gesammelt werden. Auch hier werden oft Wortähnlichkeiten zwischen den Wörtern der unterschiedlichen Sprachen deutlich und können von den Kindern benannt werden. Diese Versprachlichung ist dabei sehr wichtig, da die Aufmerksamkeit der Schüler*innen auf die Wortformen gelenkt wird.
Mehrsprachige Kinder haben durch die Eingebundenheit in die Kultur(en) ihrer Eltern ein großes kulturelles Wissen, beispielsweise bezogen auf Musik und Essen. Dies sind ausgezeichnete Themen zum vertieften Einstieg in das mehrsprachige Aufarbeiten in der Klasse: Durch Bilder unterstützt kann die richtige Aussprache der Gerichte geübt werden, vielleicht ist auch eine kleine internationale Verkostung möglich, bei der die Kinder ihre neuen Wörter, die sie gelernt haben, um die Gerichte korrekt zu bezeichnen, einbeziehen. Das bedeutet, dass das Essen nicht für die wortlose Selbstbedienung als Buffet angerichtet wird, sondern einfache Floskeln wie „kann ich das bitte probieren“, „ich hätte gerne ein Stück …“ oder Ähnliches authentisch geübt werden können.