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KI

Praxistipps für den Einsatz von KI im Lese- und Literaturunterricht

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SEK 1

KI lässt sich als Unterstützungstool perfekt im Lese- und Literaturunterricht einsetzen. Vorwiegend eigenen sich die Vorschläge von Carolin Führer und Daniel Nix für den Sekundarbereich 1 und legen den Fokus darauf, KI-Ergebnisse zu bewerten, das heißt, Bewusstsein für die Schwächen und Stärken der Technologie zu schaffen.  

Sachtexte mit KI erschließen 

  • Integrieren Sie bewährte Lesestrategien wie das Markieren wichtiger Textstellen oder das Erstellen von Zusammenfassungen. Schüler*innen könnten eine Passage beispielsweise erst eigenständig analysieren und dann die KI um Unterstützung bitten. Umgekehrt kann die KI Schlüsselbegriffe und zentrale Argumente liefern, Überschriften oder Zusammenfassungen erarbeiten, die die Lektüre stützen und erleichtern. Die KI kann umgekehrt auch Verständnisfragen generieren, die die Lernenden dann eigenständig während oder nach der Lektüre beantworten. 

Literarische Textanalyse üben und Interpretationen vergleichen

  • Die KI kann stilistische Analysen zu Texten erstellen, etwa zur Verwendung von Metaphern oder Symbolen. Kombinieren Sie die Ergebnisse mit Lesestrategien wie dem „Verknüpfen mit Vorwissen“: Welche Symbole erkennt die KI, und wie deuten die Schüler*innen sie selbst?
  • Interpretationsansätze der KI können zur Vorbereitung eines literarischen Unterrichtsgesprächs genutzt werden. Indem Schüler*innen Interpretationen der KI mit den eigenen Interpretationen vergleichen und die plausibelsten diskutieren, werden literarische Lesestrategien geschärft und unterschiedliche Perspektiven auf Texte zum Ausdruck gebracht. 

Reflexion über die Nutzung fördern

  • Lassen Sie die Schüler*innen die Antworten der KI bewerten. Was ist hilfreich, was fehlt? Beispiel: „Hat die KI den Kern des Themas getroffen? Wie könnte der Prompt verbessert werden?“ oder „Inwiefern hat sich der entsprechend überarbeitete Text verbessert?“
  • Zeigen sie den Schüler*innen, zu welchen Zeitpunkten des Lesens und Schreibens sich der Einsatz lohnt und wann es um eigene Texterschließung und Schreiben gehen muss.

Schreibprozesse und Revision sichtbar machen

  • Zeigen Sie, wie Texte durch Überarbeitung besser werden können. Schüler*innen können einen ersten Textentwurf selbst schreiben, die KI um Verbesserungsvorschläge bitten und den überarbeiteten Text kritisch bewerten. Dies fördert ein reflektiertes Schreiben und stärkt die Textüberarbeitungskompetenz. Lernende können auch mit der KI Texte erstellen und dann z. B. unter Kommentierung des Chatprotokolls begründen, welche Passagen sie übernommen haben, welche sie selbst geschrieben haben und an welchen Stellen es der Elaboration bedarf. 

Textgenres und Sprachstile explorieren

  • Ermutigen Sie Schüler*innen, mit der KI Texte in verschiedenen Stilen oder Genres zu schreiben: ein Märchen als Science-Fiction-Geschichte, eine Kurzgeschichte im Stil der Gebrüder Grimm, eine Argumentation als Witz. Im Vergleich von Originalen bzw. Ausgangstexten und KI- Transformationen können sie Unterschiede in Genres erkunden und Stilmuster erkennen. 

Ethik, Quellenkritik und Datenschutz thematisieren

  • Nutzen Sie den Einsatz von KI, um eine kritische Reflexion über digitale Textwelten anzuregen. Diskutieren Sie mit Ihren Schüler*innen Fragen wie: Welche „Quellen“ nutzt die KI, woher hat sie diese und wie zuverlässig sind sie? Welche demokratischen und ethischen Herausforderungen entstehen, wenn KI Texte schreibt?  So wird nicht nur die Lesekompetenz, sondern auch die Medienkompetenz der Schüler*innen gestärkt.  

Unterschiede zwischen Mensch und Maschine verdeutlichen 

  • Machen Sie an Textausgaben deutlich, dass KI keine menschlichen Erfahrungen oder Emotionen verarbeitet und kein Bewusstsein besitzt. Diskutieren Sie mit den Schüler*innen, in welchen Punkten menschliches Schreiben den KI-generierten Texten überlegen ist und umgekehrt. Schärfen Sie das Bewusstsein der Lernenden für Authentizität, Kreativität, Historizität und Perspektivenvielfalt.  
Daniel Nix

Daniel Nix

ist Studiendirektor am Ulrich-von-Hutten-Gymnasium in Schlüchtern. Er unterrichtet die Fächer Deutsch und Politik, ist in der Schulleitung tätig und engagiert sich bundesweit in der Lehrerfortbildung in den Bereichen Leseförderung und Literaturdidaktik.

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Carolin Führer

Carolin Führer

ist Professorin für Deutsche Philologie und Didaktik der deutschen Literatur an der Eberhard Karls Universität Tübingen und Mitglied im Tübinger Center for Digital Education. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind u. a. literar- und medienästhetisches Lernen, Lesen und Literatur in der Digitalität.

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