Jorm S/Shutterstock.com

Bildquelle: Jorm S/Shutterstock.com

Klassenlektüre

Profi-Tipps für Klassenlektüren

article Beitrag

Was tun bei sehr heterogenen Klassen? Eignen sich auch wenig textlastige Formate als Klassenlesestoff? Wie lässt sich die Palette an üblichen Aufgabenstellungen kreativ erweitern? Diesen und anderen Fragen geht Doris Schönbaß nach und hat drei „Profi-Tipps“ für Sie zusammengestellt.

1. Klassenlesestoffe für sehr heterogene Klassen
Bestehen in einer Klasse leistungsmäßig hinsichtlich Lese- und/oder Sprachkompetenz so große Unterschiede, dass mit einer einheitlichen Klassenlektüre der Spagat zwischen zu starker Unterforderung für die einen und zu großer Überforderung für die anderen schlichtweg nicht mehr zu schaffen ist, gibt es dank neuerer Verlagsreihen (z. B. der Verlage Hase und Igel, Klett, Cornelsen, Ravensburger, Verlag an der Ruhr) die Möglichkeit, denselben Text in zwei verschiedenen sprachlichen Schwierigkeitsstufen zu lesen. Angeboten werden sowohl für etablierte Klassiker zusätzliche vereinfachte Fassungen als auch neue Werke, die von vornherein in zwei Schwierigkeitsstufen verfasst werden. Diese Easy Readers kennzeichnen sich durch eine vereinfachte Sprache (Satzbau, Wortschatz), geringeren Textumfang, größeren Druck, Illustrationen etc. Da es sich inhaltlich um dieselbe Geschichte handelt, können in der Klasse beide Ausgaben parallel verwendet werden, sodass die Lektüre auch für leseschwächere Schüler*innen zum Erfolgserlebnis werden kann und zugleich eine gemeinsame inhaltiche Weiterarbeit mit dem Werk möglich ist. 

2. Einsatz von Grafic Novels
Ähnlich wie beim Einsatz von vereinfachten Reihen können auch eine herkömmliche Ganzschrift und die Grafic-Novel-Ausgabe davon parallel gelesen werden. Grafic Novels haben  im letzten Jahrzehnt einen Boom erlebt und sind zu einer etablierten Literaturgattung aufgestiegen, was dazu geführt hat, dass auch zu immer mehr Klassikern Grafic-Novel-Fassungen entstanden sind. Gerade bei nicht so lesebegeisterten Kindern und Jugendlichen stoßen sie durch ihre Text-Bild-Kombination und die kurzen Textsequenzen auf große Beliebtheit. Hier bietet sich bei einer parallelen Lektüre natürlich auch ein Vergleich der Stärken und Schwächen der beiden Genres an. 

3. Vorschläge für differenzierte Anschlussaufgaben mit handlungs- und produktionsorientiertem Zugang
Die Palette an schriftliche Aufgabenstellungen reicht von den Klassikern wie der Figurencharakteristik oder Personenbeschreibung über den Tagebucheintrag und das Interview einer Figur bis zum neuen Ende oder der Fortsetzung des Romans. Daneben sind aber gerade auch kreative Aufgabenstellungen wie das Verfassen eines Blog-Eintrags zur Buchbewertung (z. B. auf www.lovelybooks.de) oder das Erstellen eines Multiple-Choice Quiz mit Fragen zum Inhalt, die die Mitschüler*innen dann beantworten, spannende Herausforderungen für die Schüler*innen. Auch das Erstellen eines Kreuzworträtsels, z. B. mithilfe des kostenlosen Programms www.xwords-generator.de, sorgt für Spaß und Abwechslung und gibt Freiheit für eigene Ideen.
Auch können in Anlehnung an Punkt 3 einzelne Kapitel oder Ereignisse aus dem Buch als Grafic Novel bzw. in Form eines Comics nacherzählt werden. Dies kann je nach Schüler*innen-Präferenz sowohl gezeichnet als auch digital erfolgen (z. B. www.storyboardthat.com, www.adobe.com/de/express, www.bitmoji.com) oder auch als kombinierte Collage. Gerade durch differenzierte schriftliche Aufgabenstellungen ergibt sich in der Folge die Möglichkeit für abwechslungsreiche, mündliche Präsentationen der unterschiedlichen Beiträge. 

Doris Schönbaß

Doris Schönbaß

war Lehrerin an einer BHS und ist seit 2008 Lektorin am Fachbereich Germanistik der Universität Salzburg sowie seit 2012 Professorin an der Pädagogischen Hochschule Salzburg; sie lehrt in den Bereichen Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Fachdidaktik Deutsch (Schwerpunkte Leseforschung, Literatur- und Kulturgeschichte, Lese-/Mediendidaktik, Kinder- und Jugendliteratur).

Bildquelle: privat