Bildquelle: Helga Simmerl
Schulbibliothek macht lesefit
Nicht alle Kinder haben das Glück, in ihren Familien eine leseförderliche Umgebung vorzufinden und dort zum selbständigen Lesen angeregt zu werden. Die schulische Lesekultur ist daher ein wichtiger Einflussfaktor für die Entwicklung der Lesekompetenz. Schulbibliotheken kommt dabei v. a. bei der Förderung der Lesemotivation eine zentrale Rolle zu.
„… [E]ine systematische schulische Leseförderung [muss] über den Unterricht [hinausgehen] und durch lesekulturelle Aktivitäten ergänzt [werden], die das Lesen zu einem sozialen Ereignis machen. Viele Maßnahmen der außerunterrichtlichen Leseförderung haben die für die Entwicklung der Lesekompetenz wichtige Lesemotivation im Blick. Dabei ist die Schulbibliothek ein zentraler Ort, der allen Schülerinnen und Schülern einen unkomplizierten Zugang zu Texten und Medien ermöglicht“ (LISUM 2013)[1]. Das im LISUM für Schulentwicklungsprozesse entwickelte 3-Säulen-Modell der schulischen Leseförderung verdeutlicht einmal mehr die Bedeutung der Schulbibliothek im Zusammenhang mit einem erfolgreichen Leseförderkonzept an Schulen.
[1] Vgl.: Auf dem Weg zur lesenden Schule. Landesinstitut für Schule und Medien Berlin Brandenburg LISUM 2013, S. 13.
Die Lektüreauswahl ist entscheidend
Die Grundvoraussetzung für ein gesteigertes Leseinteresse ist ein attraktives, vielfältiges Medienangebot. Um die Lesefreude bei Kindern und Jugendlichen zu erhalten (oder zu entfachen), ist aber nicht nur das persönliche Interesse am Text von Bedeutung, sondern auch die Wahl des passenden Schwierigkeitsgrades eines Textes. Hierin liegt die Stärke der Schulbibliothek: Bibliothekar*innen kennen ihren Bestand und können Schüler*innen bei ihrer Lektüreauswahl professionell und individuell beraten.
Die primäre Aufgabe der Schulbibliothek ist es daher, für ein breit gefächertes Lektüreangebot zu sorgen, wo auch stets Neues entdeckt werden kann. Ansprechende Themen aus der Lebensrealität der Schüler*innen sollten sich im Buchbestand einer Schulbibliothek ebenso wiederfinden wie Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur und aktuelle Neuerscheinungen und Bestseller. Wichtig ist, dass Kinder und Jugendliche bei der Lektüre einen Bezug zu sich selbst und ihrer Lebenswelt herstellen können. Dass die Bibliothek als Ort des Freizeitlesens ebenso relevant ist wie als Ort der individuellen Leseförderung und der selbständigen Wissensaneignung sollte sich im Bestand widerspiegeln. Hobby- und Freizeitliteratur gehören daher genauso in die Regale einer Schulbibliothek wie mehrsprachige Bücher in den Erst- oder Herkunftssprachen der Kinder am Schulstandort.
Schulbibliotheken der Sekundarstufe sollten in ihrem Bestand auch Medien anbieten, die Jugendliche beim Aufbau ihrer digitalen Kompetenzen unterstützen. Den aktuellen Trends folgend, sollte eine Auswahl an Büchern zur Nutzung digitaler Medienformate (z. B. Podcasting, Audio-/Videobearbeitung) ebenso vorhanden sein wie Bücher zum Umgang mit aufkommenden Technologien wie ChatGPT und anderen KI-Tools.
Im Sinn einer erfolgreich umgesetzten schulischen Lesekultur ist es daher unumgänglich, dass Schulbibliotheken im meist knappen finanziellen Rahmen der Schule zumindest jene finanziellen Mittel zur Verfügung stehen, die es ermöglichen, den Bestand aktuell zu halten und zeitgemäße Trends zu berücksichtigen.
Tipp
Empfehlungen für den Medienankauf zu digitalen Medienformaten und KI-Tools finden Sie hier.
Lesepass und Lesestrategiefächer als Lesebegleiter
Viele Schulbibliotheken bieten aber weit mehr als die reine Versorgung mit Büchern. Veranstaltungen wie Lesungen, Poetry Slams oder Schreibworkshops gehören bereits zum Standardrepertoire vieler Schulbibliotheken. Diverse Angebote und Aktivitäten rund ums Jahr fördern die Lesemotivation nachhaltig.
Der Lesepass ist eine besonders beliebte und erprobte Methode, Kinder und Jugendliche zum Lesen zu animieren. Hier können Schüler*innen eintragen, welches Buch bzw. welchen Text sie wann gelesen haben. Je nach Zielgruppe und Vorhaben wird der individuelle Lesefortschritt festgehalten. Oft gibt es eine kleine Anerkennung, wenn der Lesepass voll ist.
Mehr zum Lesepass sowie Vorlagen zur Bearbeitung finden Sie hier.
Ein hilfreiches Werkzeug zur Unterstützung des sinnerfassenden Lesens ist der Lesefächer. Die Fächerkarten eines Lesefächers veranschaulichen die Lesestrategien, die angewendet werden können, um einen Text besser zu verstehen, und leiten Schüler*innen durch ihren Leseprozess. Strategien vor dem Lesen (Vorwissen aktivieren), während des Lesens (Überblick verschaffen, Umgang mit Verstehensschwierigkeiten, Schlüsselwörter markieren, Zusammenfassen) und nach dem Lesen (Auswerten).
Über IQES online stehen verschiedene Varianten des Lesefächers für alle Schularten zum kostenlosen Download zur Verfügung. Um IQES online nutzen zu können, müssen Lehrpersonen von der Direktion als User angelegt werden.
Zum Weiterlesen:
1. IQES Österreich Evaluations- und Schulentwicklungsplattform für österreichischen Schulen
URL: www.iqesonline.net
- Garbe, Christine (2024): Leitfaden Lesekompetenz fördern
- Gabler, Ariane et al (o.J.): Lesen mit dem Lesefächer
2. LISUM (2013) Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg/Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft Berlin (Hrsg.): Auf dem Weg zur „lesenden Schule“. Systematische schulische Leseförderung in den Jahrgangsstufen 5–10
3. PSÖ Portal Schulbibliotheken Österreich (o.J.)
- Bibliotheksdidaktik: Aktivitäten zur Leseförderung und Lesemotivation
- Medien: Digitale Medienformate
- Bausteine A-Z: Lesepass