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„Unsere Erde ist wunderschön.“

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1) Liebe Karin, du hast das Projekt „Lauf um die Welt“ initiiert. Kannst du uns bitte erklären, worum es dabei geht?

Bei „Lauf um die Welt“ geht es in erster Linie darum, zu Fuß, mit Fahrrad oder Öffis zur Schule zu kommen und Elterntaxis zu vermeiden. An sehr vielen Schulen sind nämlich genau diese Taxis ein Problem: Sie stoßen CO2 aus, sorgen für Verkehr und Lärm in der schulischen Umgebung, halten sich oft nicht an Verkehrsregeln (halten z. B. auf der Fahrbahn) und bilden ein Risiko für alle Kinder.

Bei „Lauf um die Welt“ werden die Schulwege aller teilnehmenden Kinder jede Woche ermittelt. Es ergibt sich eine Gesamtstrecke (von allen zusammen), diese laufen dann alle Klassen auf Google Earth weiter. Sie können dann in allen Fächern zu den Ländern, zur Welt, zu aktuellen Ereignissen usw. lernen.

2) Dein Projekt hat viele Vorteile für die Schüler*innen, Eltern und die Umwelt. Kannst du uns diese bitte erläutern?

  • Die Kinder und Jugendlichen dürfen sich bewegen. Manche kannten das vorher in dieser Form noch nicht. Schnell empfanden das die meisten als wertvoll und positiv. Sie schätzten vor allem auch, dass sie Schulfreundinnen treffen und sich mit ihnen unterhalten konnten. Der Wert der Bewegung für die Gesundheit wird den Schülerinnen dadurch bewusst. (SDG 3)
  • Die Umgebung der Schule wird verkehrsberuhigt und dadurch lebenswerter. Das ist dasselbe wie in verkehrsberuhigten (Wohlfühl-)Zonen. Es steigert das Wohlbefinden aller und hat positive Auswirkungen auf Körper und Geist. Kinder und Jugendliche bewegen sich sicherer, sind nicht mehr so stark den Risiken des Verkehrs ausgesetzt.
  • Die Schulgemeinschaft kann auf eine einfache und effektive Art etwas für den Klimaschutz tun. Kinder und Jugendliche werden handlungsfähig. Das ist wichtig für sie. Sie sollen nicht immer nur vom Klimawandel hören und davon, wie gefährdet ihre Zukunft ist, sondern sie sollen die Möglichkeit dazu bekommen, selbst etwas zu verändern.
  • SDG 4 besagt: „Junge Menschen sollen die Art von Bildung erfahren, die sie dazu befähigt, die Probleme der Zukunft gut zu bewältigen!“ Im Unterricht laufen die Klassen jede Woche auf Google Earth weiter. Schüler*innen entscheiden mit, was sie dazu lernen möchten, was sie interessiert. In allen Fächern kann die Reise um die Welt zum Tragen kommen. So macht Lernen Spaß, das habe ich bei verschiedenen Gruppen selbst miterlebt. Wenn Lernen Spaß macht, dann ist es perfekt! Außerdem tragen sie mit ihrer eigenen Bewegung zum Lernen bei, das motiviert doppelt.
  • Nicht zuletzt entsteht eine Partnerschaft zwischen Schülern – Eltern – Lehrpersonen. Wenn sie nicht alle mitmachen, dann wird das nichts. Oft ist es so, dass Eltern von der Schule etwas verlangen und Lehrpersonen etwas von den Eltern. Dieses Projekt hingegen funktioniert nur, wenn alle gut zusammenarbeiten. (SDG 17)
  • Toll ist auch die Community der teilnehmenden Gruppen: Die Kinder und Jugendlichen sind zwischen 4 und 16 Jahre alt, kommen aus Südtirol, Österreich, Deutschland und Finnland.

 

3) Jede Schule, jede Altersstufe kann mitmachen ... was brauchen die Lehrkräfte dazu und wo können sie sich genauer dazu informieren?

Die Lehrpersonen oder Schüler*innen ermitteln die Schulwege jedes und jeder Einzelnen. Die Strecke der Klasse wird mir jeden Freitag mitgeteilt. Ich zähle dann alle zusammen und teile dann bis zum Montag die Gesamtstrecke mit. Danach läuft jede Klasse dann jede Woche die Gesamtstrecke auf Google Earth weiter. Ganz am Anfang entscheidet die Klasse gemeinsam, in welche Richtung sie starten möchte. Danach geht es immer da weiter, wo man die vorige Woche angekommen ist. Für den Unterricht wäre es wünschenswert, wenn mindestens zwei Lehrpersonen einer Klasse mitarbeiten, am besten aber alle (der Idealfall ist der fächerübergreifende Unterricht). Zeitlich sollte mindestens eine Schulstunde pro Woche drin sein, mehr wäre natürlich noch besser.

 

4) Wie viele Kilometer hast du mit deinen Schüler*innen bisher gesammelt und wie viele sollen es noch werden? Habt ihr die Welt schon einmal umrundet?

Letztes Jahr haben wir so circa 40 000 km gemacht alle zusammen, also fast einmal um den Äquator. Wir laufen aber ziemlich kreuz und quer und machen Abstecher in verschiedene Länder, da geht das nicht immer nur geradeaus. Die Kinder und Jugendlichen wissen nämlich oft sehr genau, wo sie überall hin möchten, also niemand wählt einfach nur den schnellsten Weg wieder nach Hause.

 

Karin Mühlsteiger

Karin Mühlsteiger

ist seit mehr als 20 Jahren Lehrerin. Ihr Schwerpunkt liegt im Bereich Nachhaltigkeit und sie überlegt sich dazu spannende Schulprojekte: neben dem „Lauf um die Welt“ etwa ein Baumfestival, einen Biomüll-Malwettbewerb sowie „GLOBO. Eine neue Welt mit 100 Menschen“. Nachhaltiges Lernen, das Schüler*innen Freude macht, ist ihr sehr wichtig.

Kontakt: Karin.Muehlsteiger@schule.suedtirol.it

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